Das Tollwutvirus bildet fünf Proteine. Sein Proteom ist verglichen mit dem einer menschlichen Zelle verschwindend klein. Einmal im Gehirn angelangt, verursacht das Virus jedoch eine Gehirnentzündung, die tödlich verläuft. Wie kann etwas so Kleines so gefährlich sein? Von Viren geht für viele Wissenschaftler:innen eine große Faszination aus. Auch HIRI-Doktorand Sebastian Zielinski steht seit seinem Studium der Biochemie an der Technischen Universität München im Bann der winzigen Krankheitserreger.
Seine zweite große Forschungsleidenschaft – die Ribonukleinsäure, kurz RNA (von engl. ribonucleic acid) – entdeckte Sebastian wiederum im Rahmen eines Industrie-Praktikums, das er während seines Masters absolvierte. In einem Start-up, das sich der Entwicklung von RNA-Therapeutika widmet, konnte er Einblicke in die industrielle Forschung gewinnen und nachvollziehen, wie ein Medikament vom Labor in Richtung klinischer Anwendung entwickelt wird.
Musik: Invincible von Frametraxx
Nach dem Studium stand für Sebastian fest: In seiner Promotion will er seinen beiden großen Forschungsinteressen, Viren und RNA, weiter nachgehen. Bei Recherchen im Internet stieß er auf das HIRI-Graduiertenprogramm „RNA & Infektion“ – ein echter Volltreffer, und das nicht nur thematisch. Auch die Möglichkeit, anfangs durch verschiedene Gruppen und Labore zu rotieren, gefiel Sebastian auf Anhieb. Denn Interessent:innen bewerben sich nicht – wie bei anderen Programmen – für ein bestimmtes Labor. Stattdessen dürfen die erfolgreichen Bewerber:innen zunächst drei verschiedene HIRI-Labors ihrer Wahl kennenlernen. „Dadurch konnte ich die einzelnen Gruppen und deren Techniken kennenlernen, was mir einen sehr guten Überblick verschafft hat“, erinnert sich Sebastian an seine Rotation. Den Doktorand:innen, die neu im HIRI-Graduiertenprogramm sind, legt er ans Herz, so viel wie möglich auszuprobieren und über den eigenen Tellerrand zu schauen. „Das HIRI ist gut ausgestattet und deckt eine große Bandbreite an Forschungsthemen und -methoden ab, die es zu entdecken gilt“, erläutert er.
Tauziehen zwischen Wirt und Virus
Entschieden hat er sich letztendlich für das Labor von Mathias Munschauer. Dort widmet er sich RNA-bindenden Proteinen, die bei Virusinfektionen eine Rolle spielen. Insbesondere hat er dabei Influenza- und Coronaviren im Blick. „Was passiert mit viraler RNA in einer Zelle? Wie interagieren Wirtszelle und Virus miteinander? Und welche Rolle spielen RNA-bindende Proteine bei Virusinfektionen? Diesen Fragen will ich auf den Grund gehen“, fasst Sebastian seine Forschung zusammen. Neben seinem Promotionsprojekt pflegt er außerdem regelmäßige Kollaborationen mit anderen Arbeitsgruppen. Sebastians methodisches Repertoire reicht dabei von der Ribosomen-Profilierung, die auch Ribo-Seq-Methode genannt wird und eine Momentaufnahme aller Ribosomen erstellt, bis hin zur Produktion und Verpackung von RNA, um sie letztlich als Therapeutikum nutzbar zu machen. Sein Fachwissen aus der Industrie ist hierbei ein klarer Pluspunkt.
Ein gutes Gemeinschaftsgefühl
Für sein Promotionsstudium am HIRI hat Sebastian die bayerische Landeshauptstadt München gegen die dynamische Universitätsstadt Würzburg getauscht. Eine willkommene Abwechslung, wie er findet. An seiner Wahlheimat schätzt er beispielsweise die kurzen Wege: „Ich kann fast alles bequem zu Fuß erreichen – und das auch noch recht schnell.“ Neu-Würzburger:innen empfiehlt Sebastian, auf die Festung zu laufen oder in den Weinbergen spazieren zu gehen. Außerdem seien der Ringpark, die Mainufer und der Botanische Garten der Universität auf jeden Fall einen Abstecher wert. „Ansonsten bin ich ein begeisterter Café-Besucher und probiere mit Vergnügen neue Lokale aus – sei es zum Brunchen oder zum Kuchenessen. Hier hat Würzburg einiges zu bieten“, so Sebastian. Demnächst stehe zudem eine Weinprobe an – eine weitere Empfehlung für alle, die neu in der Stadt sind oder einfach nur gerne Wein trinken.
Selbst wenn er Würzburg zu den Hochzeiten der COVID-19-Pandemie und inmitten von Lockdowns kennengelernt hat, hat er sich mittlerweile doch gut eingelebt. Eine große Unterstützung war dabei der enge Austausch unter den HIRI-Doktorand:innen – selbst über die berufliche Ebene hinaus. „Zwischen uns herrscht ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Meine Kommiliton:innen sind für mich fast wie eine zweite Familie geworden. Wir stecken alle im gleichen Lebensabschnitt und verstehen uns daher unglaublich gut“, beschreibt er.