Eine ausgewogene Darmflora ist für das menschliche Wohlbefinden unabdingbar – das weiß jeder, bei dem es öfter mal im Bauch grummelt. Alexander Westermann und sein Team erforschen, was dem zugrunde liegt: die komplexen Interaktionen zwischen Mikroben, die den menschlichen Darm besiedeln, und eindringenden Krankheitserregern. Westermann erklärt: „Normalerweise hält unsere Darmmikrobiota Erreger in Schach. Doch wenn das natürliche Gleichgewicht gestört ist, zum Beispiel nach einer Antibiotikabehandlung, können sich schädliche Keime vermehren und Krankheiten hervorrufen.” Ein gutes Beispiel ist das Bakterium Bacteroides thetaiotaomicron. Als eines der häufigsten Bakterien im menschlichen Körper gehört es zur natürlichen Darmflora. Es spielt eine wichtige Rolle bei unserer Nahrungsaufnahme, aber es beeinflusst auch den Ausgang von Salmonellen- und Clostridien-Infektionen.” Hintergründe zwischen diesen Wechselwirkungen faszinieren Westermann.
Seit seiner Studienzeit steht er im Bann der RNA, und seine Doktorarbeit hat ihn dann in die Infektionsbiologie geführt. Damals entdeckte er, dass kurze Nukleinsäuremoleküle, sogenannte small RNAs, eine entscheidende Rolle für die Infektion von menschlichen Körperzellen mit Salmonellen spielen.
Jetzt, als Leiter seines eigenen Labors, führt er diese Forschungen zusammen mit seinem Team fort. „Um einer Infektion entgegenzuwirken, kann man entweder den Krankheitserreger direkt bekämpfen oder die schützende Funktion der Wirt-Mikrobiota-Allianz stärken. Letzteres streben wir an“, beschreibt er. Gefragt, was Westermann an seiner Arbeit fasziniert, sagt er: „Meine Antriebsfeder ist, das Unerwartete zu entdecken.“