Verstecke der Erreger ausfindig machen

Wer Emmanuel Saliba für ein erstes Gespräch trifft, der denkt es gleich: Das muss er sein, der Prototyp eines Bonvivants, dem das Savoir-vivre auf den Leib geschneidert ist. Nach kurzer Zeit zeigt sich indes nicht bloß der freundliche Franzose, sondern auch ein leidenschaftlicher Wissenschaftler mit messerscharfem Verstand. „Wir suchen die Bösewichte“, antwortet er lapidar auf die Frage, zu welchem Thema er forscht. Sein Labor bedient sich der sogenannten Einzelzellanalyse, um die Verstecke von Erregern im menschlichen Körper ausfindig zu machen.

Oft reichen schon wenige Bakterien oder Viren, um eine langwierige Infektionskrankheit auszulösen. Saliba macht das am Beispiel von Salmonellen fest: „Einige Bakterien können sich innerhalb unserer eigenen Immunzellen verstecken und dort unbemerkt eine Antibiotikatherapie überstehen. Später kann die Erkrankung dann wieder ausbrechen.“ Dies ist ein gängiges Problem bei chronischen Infektionen, die weltweit Millionen von Menschen heimsuchen. Wer für diese Krankheiten neue Medikamente entwickeln will, muss zunächst der einzelnen resistenten Erreger habhaft werden. Die Methoden, die das Labor von Emmanuel Saliba entwickelt, können helfen.

Im schnelllebigen Gespräch mit Saliba über seine Forschung wechseln ständig die Themen. Er redet begeistert über Salmonellen, Infektionen bei Fledermäusen, Blutkrebs und landet am Ende bei dem Thema, das ihn in den vergangenen zwei Jahren am meisten beschäftigt hat: COVID-19. „Die Einzelzellanalyse hat uns geholfen, besser zu verstehen, warum manche Patienten sterbenskrank werden und andere nicht. So können wir diese komplexe Krankheit Stück für Stück entschlüsseln. Das könnte in Zukunft zu neuen Behandlungsoptionen führen“, sagt Saliba hoffnungsvoll und wendet sich ab, da das Telefon klingelt; eine neue Kooperationsanfrage aus dem Universitätsklinikum wartet.

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